понедельник, 12 февраля 2018 г.

Немецкий язык



Heinrich Heine
Sie saßen und tranken am Teetisch,
Und sprachen von Liebe viel.
Die Herren waren ästhetisch,
Die Damen von zartem Gefühl.

Die Liebe muß sein platonisch,
Der dürre Hofrat sprach.
Die Hofrätin lächelt ironisch,
Und dennoch seufzet sie: Ach!

Der Domherr öffnet den Mund weit:
Die Liebe sei nicht zu roh,
Sie schadet sonst der Gesundheit.
Das Fräulein lispelt: Wie so?

Die Gräfin spricht wehmütig:
Die Liebe ist eine Passion!
Und präsentieret gütig
Die Tasse dem Herrn Baron.

Am Tische war noch ein Plätzchen;
Mein Liebchen, da hast du gefehlt.
Du hättest so hübsch, mein Schätzchen,
Von deiner Liebe erzählt.
Erich Kästner
Wir sitzen alle im gleichen Zug
und reisen quer durch die Zeit.
Wir sehen hinaus. Wir sahen genug.
Wir fahren alle im gleichen Zug
und keiner weiß, wie weit.

Ein Nachbar schläft; ein andrer klagt;
ein Dritter redet viel.
Stationen werden angesagt.
Der Zug, der durch die Jahre jagt,
kommt niemals an sein Ziel.

Wir packen aus, wir packen ein.
Wir finden keinen Sinn.
Wo werden wir wohl morgen sein.
Der Schaffner schaut zur Tür herein
und lächelt vor sich hin.

Auch er weiß nicht, wohin er will.
Er schweigt und geht hinaus.
Da heult die Zugsirene schrill.
Der Zug fährt langsam und hält still:
die Toten steigen aus.

Die erste Klasse ist fast leer.
Ein feister Herr sitzt stolz
im roten Plüsch und atmet schwer.
Er ist allein und spürt das sehr
Die Mehrheit sitzt auf Holz

Wir reisen alle im gleichen Zug
zur Gegenwart in spe.
Wir sehen hinaus. Wir sahen genug.
Wir sitzen alle im gleichen Zug
und viele im falschen Coupé ! 

Heinz G. Konsalik & Susanne Scheibler
Das wilde Land
Es begann zu regnen, als Lukan Petrowitsch Bakunin die Uliza Swerdlowa überquerte, und in der Ferne grollte der erste Donnerschlag.Weiter entfernt, über der Tschussowaja hatte sich das Gewitterzusammengezogen, und der Regen wirkte auf LukanPetrowitsch wie ein gutes Omen. Seit Wochen hatte es nicht mehr geregnet, es war einnoch heißerer, staubigerer Sommer, als man ihn sonst in Jekaterinbur gerlebte. Der Himmel wölbte sich wie eine weißgraue Kuppel über der Stadt, in den Straßen weichte der Asphalt, und draußen in der Vorstadt Uralmasch, wo Lukan ein kleines, windschiefes Häuschen bewohnte– es war ihm vor fünfundzwanzig Jahren von der sowjetischenstaatlichen Eisenbahn zur Verfügung gestellt worden, und er hatte auch nach seiner Pensionierung dort wohnen bleiben dürfen, weil die jüngeren Leute Hochhauswohnungen in den Plattensiedlungen der Neubaugebiete bevorzugten –, also dort, wo Lukan Petrowitsch lebte, war schon seit Wochen alles Gras verdorrt. Die Birken hatten die Blätterkronenerschlafft zur Erde geneigt, und selbst die Vögel waren inder Sonnenglut verstummt.
Staub bedeckte Straßen und Wege, wurde vom Wind hochgewirbelt,der auch keine Kühlung brachte, sondern wie ein heißer Atem über das Land fegte. Der kleine Bach hinter Lukans Haus war seit langem total ausgetrocknet.
Doch, es war ein gutes Vorzeichen, dass es zu regnen anfing, fand Lukan Petrowitsch. Am liebsten wäre er im Freien geblieben und hätte sich unter die schweren Tropfen gestellt, bis er bis auf die Haut durchnässt war. Aber was hätte er dann für einen Eindruck gemacht!
Der alte Mann blieb vor der Schaufensterfront eines Hauses stehen. Ach was, kein Haus war es, sondern ein kleiner Palast mit Erkern, Türmchen und Säulen, die einen Altan trugen. Er warf einen Blick auf die dort ausgestellten Kostbarkeiten – echte alte Ikonen, chinesische Seidenteppiche, zierliche Möbel mit kostbaren Intarsien arbeiten, edle Gobelinsessel, Porzellanfiguren und ein Samowar, der aussah, als wäre er aus purem Gold.
Einen Moment lang beschlich Lukan Scheu. Sollte er sich lieber an jemand anderen als an Rodjon Tasskow wenden, einen, der nicht sobekannt war für erlesene Stücke, wie man sie in Tasskows Antiquitäten-und Auktionshaus in der Uliza Swerdlowa kaufen oder ersteigern konnte? Aber dann gab Lukan Petrowitsch sich einen Ruck. Erging auf das von zwei marmornen Löwen flankierte Portal zu, stiegdie Treppe hinauf und drückte die vergoldete Klinke der zweiflügeligen Glastür hinunter.
In der Eingangshalle war es kühl. Markisen hielten das Tageslichtfern, und Lukan hörte das Surren einer Klimaanlage im Hintergrund. Wenn möglich, wirkte die Halle noch eleganter als die Schaufenster. Überall hingen Bilder, in großen Bodenvasen blühten prachtvolle Orchideen, und die Sesselgruppe im Hintergrund war mit grünem, goldgeprägtem Leder bezogen. Lukan wusste nicht, dass sie aus einem englischen Jagdschloss des 18. Jahrhunderts stammte, aber sie sah so vornehm aus, dass er keinesfalls gewagt hätte, darauf Platz zu nehmen.
Ein Mann von etwa dreißig Jahren kam hinter einer Samtportiere hervor. »Guten Tag«, sagte er und musterte Lukan Petrowitsch mit kurzsichtigen Augen hinter einer Goldbrille. »Was wollen Sie?«
»Herr Tasskow …«, stammelte Lukan. »Sind Sie Herr Tasskow?«
Der Kurzsichtige im dunkelgrauen Zweireiher schüttelte den Kopf. Er hatte etwas schütteres rötliches Haar, das er sorgfältig gescheitelt trug, und eine sehr helle Haut. »Nein. Ich bin hier angestellt. Also, was wollen Sie?«
Lukan drückte das Bündel, das er bei sich trug, fester gegen seine Brust. »Ich möchte zu Herrn Tasskow. Ist er da?«
Die Augenbrauen des Rothaarigen hoben sich. »Hören Sie, guter Mann, Herr Tasskow ist sehr beschäftigt. Man kann ihn nicht mit Lappalien behelligen. Also sagen Sie, was Sie wollen, und ich werde sehen, was ich für Sie tun kann.«
Eigensinnig schüttelte Lukan Petrowitsch den Kopf. »Ich werde nur mit Herrn Tasskow sprechen. Bitte, bringen Sie mich zu ihm.«

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